Kelsterbach, 26.01.2018
Neues Maßnahmenprogramm Aktiver Schallschutz soll Fluglärm mindern
Das Forum Flughafen und Region (FFR) stellt heute in Frankfurt ein neues Maßnahmenprogramm vor, das die Fluglärmbelastung in der Rhein-Main-Region verringern soll. Die Umsetzung erster Maßnahmen hat 2017 begonnen, weitere kurz- und mittelfristige Vorhaben werden folgen. Außerdem neu: ein lokales Konsultationsverfahren, das die Gemeinden stärker als bisher bei lärmverlagernden Maßnahmen beteiligt.
Aktiver Schallschutz ist eine Strategie, die direkt an der Lärmquelle selbst ansetzt. Das Expertengremium Aktiver Schallschutz, eine interdisziplinär besetzte Gruppe innerhalb des Forums Flughafen und Region (FFR), hat mit dem Maßnahmenprogramm Aktiver Schallschutz 17 Ansätze entwickelt, um die Fluglärmbelastung im Umfeld des Flughafens Frankfurt zu verringern oder bessere Rahmenbedingungen hierfür zu ermöglichen.
„Die neuen Maßnahmen sorgen auf unterschiedliche Weise dafür, dass es in der Region leiser wird“, erläutert Prof. Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsmitglied des FFR. „Anders als früher werden in dem Maßnahmenprogramm nicht nur Änderungen von Flugrouten oder technische Optimierungen am Fluggerät vorgeschlagen, sondern es sollen auch die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für eine schnellere Umsetzung von Maßnahmen verbessert werden. Darüber hinaus wird mit den Konsultationen eine neue Qualität der Transparenz und Beteiligung geschaffen.“
Die neuen Schallschutzmaßnahmen gliedern sich in drei Säulen:
- Säule I umfasst sieben kurz- und mittelfristig umsetzbare Maßnahmen, die unter anderem einzelne An- oder Abflugstrecken günstiger legen, besonders laute Flugzeuge anders leiten oder einen steileren Anflug auf alle Landebahnen ermöglichen sollen.
- Säule II beschreibt sechs vielversprechende perspektivische Maßnahmen, die noch genauer erforscht oder ausgearbeitet werden müssen – darunter zum Beispiel ein technisches Assistenzsystem, das Piloten bei einer möglichst leisen Landung unterstützt, oder Ansätze, um ganztägig den lärmarmen „segmentierten“ Anflug zu nutzen.
- Säule III zielt mit vier Maßnahmen darauf ab, die politischen und juristischen Rahmenbedingungen für aktiven Schallschutz zu verbessern oder Anreizsysteme zu schaffen, um aktiven Schallschutz für Fluggesellschaften attraktiver zu machen. Dazu gehören unter anderem gesetzliche Änderungen, um Maßnahmen schneller erproben zu können.
Bereits zwölf Schallschutzmaßnahmen sind in der Vergangenheit in der Region Rhein-Main in den Regelbetrieb gegangen. Das neue Maßnahmenprogramm knüpft an diese Arbeit an, erschließt aber auch neue Wege – unter anderem sollen durch die Verwendung von Abflugverfahren mit genau spezifizierten Kurvenradien Piloten dabei unterstützt werden, mit höherer Spurtreue zu navigieren. Dadurch beschränkt sich der Lärm auf ein möglichst kleines Gebiet.
Zu den einzelnen Maßnahmen gibt zahlreiche Infografiken, die Idee und erwartete Entlastungswirkung erläutern. Eine Auswahl an Infografiken steht zum Download bereit (s. o.).
Eine ausführliche Beschreibung der Maßnahmen mit allen Infografiken finden Sie hier:
Lokale Konsultation: bei Lärmverlagerung Dialog
Ebenfalls neu sind die lokalen Konsultationen bei lärmverlagernden Maßnahmen. Der Hintergrund: Einige Maßnahmen könnten die Lärmbelastung für eine große Anzahl von Anwohnern zwar verringern, allerdings würde dann der Fluglärm in anderen – weniger dicht besiedelten – Gebieten leicht steigen. In solchen Fällen sollen in Zukunft Vertreter aller betroffenen Gemeinden an der Diskussion beteiligt werden und eigene Meinungen und Vorschläge einbringen können, um mehr Transparenz herzustellen. Dies betrifft auch drei Maßnahmen der Säule I des neuen Maßnahmenprogramms. Die Projektleitung der Konsultationen liegt beim Umwelt- und Nachbarschaftshaus, dabei wird eng mit der Fluglärmkommission (FLK) zusammengearbeitet.
Vorreiterrolle im aktiven Schallschutz
Die treibende Kraft hinter fast allen bisher umgesetzten und zukünftigen Schallschutzmaßnahmen ist das Forum Flughafen und Region (FFR). Das Expertengremium Aktiver Schallschutz innerhalb des FFR prüft und entwickelt neue Maßnahmen und gibt sie zur Beratung an den Koordinierungsrat des FFR weiter. In dem bundesweit einmaligen Expertengremium arbeiten seit 2008 Vertreter aus Verwaltung, Flughafenbetreiber, Fluggesellschaften, Flugsicherung, Wissenschaft, Kommunen, Fluglärmkommission sowie weitere Experten zusammen. Die Kooperation hat sich inzwischen vielfach bewährt: „Frankfurt ist bundesweit und auch international Vorreiter beim aktiven Schallschutz. Das ist möglich, weil hier viele Akteure konstruktiv zusammenarbeiten und ihre unterschiedliche Expertise einbringen“, erklärt Prof. Dr-Ing. Johann-Dietrich Wörner.
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